Seine jungen Jahre
1939 war er in Berlin. Als ausgelernter Fotolithograph (Retoucher) fand er eine Anstellung in einem namhaften Großbetrieb.
In Abendkursen bereitete er sich auf das Abitur vor und bestand es auch in verhältnismäßig kurzer Zeit. Danach ließ er sich an der TH Berlin immatrikulieren und begann mit zwei Semestern Architektur, wechselte dann aber zu den Wirtschaftswissenschaften und 1941 zur Welthandelshochschule nach Wien, wo er sein Studium 1942 mit Diplom bzw. Magisterprüfung abschließt. In Wien konnte er sein Studium fortsetzen und 1946 nach bestandenem Rigorosum zum Dr. rer. pol. promovieren.
Ein Zufall führte schon wieder - wie so oft in seinem Leben - Regie. Er lernte Günther v. Baszelt, einen freischaffenden Maler, Studienkollegen von Hans Fronius, kennen. Dieser rät ihm - nachdem er sich einige in der Freizeit entstandene Zeichnungen und leienhaft ausgeführte Bilder begutachtet hatte - an der "Akademie der bildenden Künste" die Aufnahmeprüfung zu machen. Diese wurde auf Anhieb bestanden. Bei Professor Albert Paris Gütersloh verbrachte er die ersten vier Semester in der Klasse für allgemeine Malerei, wechselte dann aber zu Prof. Franz Elsner. Er gehörte der Meisterschulklasse (die vier Besten) an und erlangte den Meisterschulpreis und die Auszeichung mit der Fügermedaille. 1952 beendete er den Aufenthalt am Schillerplatz als akademischer Maler.
Sein Wirken
Inzwischen erwarb er die österreichische Staatsangehörigkeit. Daraufhin arbeitete er bei einer kleinen Firma, bald darauf erhielt er eine Anstellung in der Niederlassung einer schweizer Firma für phamazeutische Erzeugnisse, in welcher er schließlich rund 20 Jahre als Repräsentant des Unternehmens für Österreich tätig war.
In diesen Jahren spielte die Kunst verständlicher Weise nur eine untergeordnete Rolle. Im Sinne einer Freizeitbeschäftigung besuchte er über mehrere Jahre Abendkurse an der Akademie und beteiligte sich an einer Reihe von Ausstellungen.
Im Dienste der Kunst war er 1979 Gründungsmitgleid der Künstlergruppe "5 mal Art" und der Galerie gleichen Namens. Zwanzig Einzelausstellungen im In- und Ausland folgten neben einer Reihe von Ausstellungsbeteiligungen in der hauseigenen Galerie. 1965 trat er aus Liebe zu seinen Pferden den in der Nähe von Wien ansässigen Reiterklub bei. 1978 pachtete er zusammen mit einem Kollegen in Neuaigen/Tulln Hof und Stallungen von Herzhog Metternich. Ein Reitstall wurde eingerichtet und Reitunterricht erteilt.
Sein Wirken in Kaindorf
Mit seiner Frau übersiedelte er 1983 nach Kaindorf - eines seiner Pferde gehörte zum Übersiedlungsgut.
Die Malerei gewann wieder mehr an Bedeutung. Dr. Erwin Weißkircher zählte zu den gegenständlichen Malern.
In der "Kulturpolitschen Korrespondenz" vom 05.02.1989 gibt es von Günther Ott folgende Beschreibung seines künstlerischen Schaffens:
"Wie die meisten seiner Landsleute der alten umd mittleren Generation, ist auch Dr. Erwin Weißkircher der Natur zutiefst verbunden. Er blieb ihr treu, auch wenn seine Entwicklung zur Abstraktion (nicht Gegenstandslosigkeit) fortschreitet. Da sind die schwungvollen Kreidezeichnungen in expressiven, samtartigen Linien: Porträt, Akt, Pferd, Bäume. Sein Ölgemälde - auch sie aus dem Material gedacht - leben aus der Farbe und dem Licht, sind malerische Bilder.
Zunächst könnte man meinen, Neoimpressionisten und Kubisten seien in Weißkirchers Malerei nicht spurlos geblieben. Dort die stark farbige Palette, hier die geometrische Zerlegung der Körper; der zentralperspekivische Raum wird mit der Zeit zurückgenommen, Intensität und Qualität der Palette führen zu Fläche.
Doch Weißkircher lenkte unsere Blicke auf seine Entwicklung der letzten Jahre: "Es ist nicht zu übersehen, dass eine Richtungsänderung stattfand, nachdem ich meinen Auftrag für die Fenster der Kirche St. Martin bei Feldkirchen in Kärnten ausführte." Und in einer Rezesion(1993) heißt es: "Bei der Wahl seiner Mitive schöpft der Künstler aus dem Vollen: Sowohl Landschaftsmalerei wie auch Akte und Porträts gehören zu seinem Schaffen." Kritiker bezeichnen seine Arbeiten als mit innerer Leuchtkraft versehen oder mit energischem Pinselstrich dargestellt. Beides mag wohl stimmen - das Selbstbidnis des Künstlers zeugt davon ."
Dr. Erwin Weißkircher verstarb am 08.02.2012 in Hartberg.
Seine Werke
Die Marktgemeinde Kaindorf erwarb im Jahr 2015 die gesamten künsterlichen Werke aus dem Nachlass des verstorbenen Künstlers.Über 600 Werke wurden katalogisiert. Bei Interesse melden Sie sich bitte im Marktgemeindeamt Kaindorf unter
T: 03334/2208